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RGB-Laserlichtquelle
Dr.-Ing. Bastian Blase
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Bei minimal-invasiven Eingriffen
werden über mehrere kleine Zugänge die Instrumente und das Endoskop in
den Bauchraum eingebracht. Um das Operationsgebiet bei dieser
indirekten Betrachtungsweise auch erkennen zu können, wird über das
Endoskop zusätzlich Licht von einer Beleuchtungseinrichtung
eingekoppelt. Heutige Lichtquellen sind massive externe Geräte, die
über ein langes Glasfaserkabel das Licht in den Griff und von dort
intern bis zur Spitze des Endoskops leiten. Dieses Lichtkabel erschwert
die Führung und belastet den Anwender, so dass es verschiedene Ansätze
gibt, ohne dieses auszukommen.
Eine Möglichkeit besteht darin,
die Beleuchtungselemente als LEDs direkt an der Endoskopspitze zu
platzieren. Dabei besteht jedoch die Gefahr, den Patienten durch eine
ungewollte Berührung mit der erwärmten Spitze zu verletzen. Werden die
LEDs direkt in den Griff integriert und das Licht von dort mittels
Faser bis zur Spitze geleitet, sind die Wärmeverluste besser
beherrschbar, es kommt jedoch aufgrund der breiten
Abstrahlcharakteristik zu beträchtlichen Koppelverlusten.
Ein anderer Weg ist daher, die
Weißlichtquelle mittels Laserdioden zu realisieren. Dies sind
Halbleiterelemente mit vergleichbarer Effizienz und Baugröße wie LEDs,
jedoch mit deutlich konvergenterer Abstrahlung. Dadurch sind
Koppelverluste in die zur Spitze führende Faser erheblich reduziert.
Durch die Kombination von rotem, grünem und blauem Licht lässt sich für
den Betrachter ein Weißeindruck erzeugen, und man kann die
Farbtemperatur durch die unabhängigen Lichtquellen variieren, um
dadurch die Darstellung einzelner Strukturen im Operationsgebiet
gezielt zu verändern.
Das Licht der drei Laserdioden
muss vor dem Transport durch das Endoskop parallelisiert und gebündelt
werden. Um das ganze Lichtmodul im Griff integrieren zu können, ist
dafür eine äußerst kompakte Gestaltung nötig. Beim Vergleich
verschiedener Designs ist schließlich ein optisches Modul entstanden,
das alle Komponenten zum Kollimieren und Kombinieren der Lichtanteile
enthält. Gradientenindexlinsen parallelisieren die Strahlen, eine
Anordnung aus mehreren polarisierenden Strahlteilern, einer dualen
Verzögerungsplatte und einem dichroitischen Spiegel fusioniert die drei
Teilstrahlen unter gleicher Ausrichtung. Trotz der geringen Baugröße
von ca. 11 x 24 x 42 mm lassen sich die Strahlen noch über eine
Feinjustierung nachstellen, indem die äußeren Strahlteilerwürfel axial
verschoben oder rotiert werden.
Aufbau
und Strahlengang im optischen Modul,
Prototyp mit den Maßen 11 x 24 x
42 mm
Verschiebung
der roten und blauen Teilstrahlen in der Beleuchtungsebene (links) bei
Verschiebung oder Verkippung der vorgespannten polarisierenden
Strahlteiler (rechts)
Die auftretenden Wärmeverluste
werden nicht allein über den Griff abgegeben, sondern es wurde ein
Latentwärmespeicher entwickelt, der für die Dauer des Eingriffs die
Temperatur im Lichtmodul konstant hält. Dessen Funktion basiert auf dem
Prinzip, dass ein Stoff beim Phasenübergang von fest zu flüssig
Wärmeenergie aufnimmt, ohne die Temperatur zu verändern. Diese
Substanzen müssen oberhalb der Handtemperatur, jedoch unterhalb der
zulässigen Grenze von 41°C schmelzen, eine hohe Schmelzenthalpie
besitzen, zyklenstabil und medizinisch unbedenklich sein. Bei den
untersuchten Materialien schnitt das Polymer n-Eicosan am besten
ab.
Temperaturstabilisierung
während des Phasenübergangs (links),
Prototyp des Latentwärmespeichermoduls (rechts)
Das Lichtmodul wird von dem
Latentwärmespeichersegment umgeben und stabilisiert dieses bei fünf
Watt Eingangsleistung über einen ausreichenden Zeitraum.
Aufgrund der Kohärenz des
Laserlichts erscheint auf manchen Oberflächen ein körniges Muster aus
helleren und dunkleren Flecken, das als Specklemuster bezeichnet wird.
Dies mindert die visuelle Wahrnehmbarkeit der beleuchteten Strukturen
und muss vermieden werden. Ein praktikabler Weg ist die zeitliche
Mittelung der Muster über die Variation des Lichtwegs. Schon geringste
Verlagerungen der Koppelstelle oder des Lichtleiters führen zu einem
anderen Wegverlauf durch die Faser und damit zu einem veränderten
Musterbild.
Prinzip
der zeitlichen Mittelung der Specklemuster (rechts)
durch Variation des Laufwegs innerhalb einer Lichtfaser (links)
Zu diesem Zweck sind verschiedene
Speckle-Schwingmodule entstanden, beispielsweise mit Reluktanz- oder
Piezoantrieben, alternativ mit vielfacettierten elektromotorisierten
Elementen. Durch die Optimierung dieser Module ließen sich die
Speckleneigung deutlich reduzieren und das Leuchtbild wurde
homogenisiert.
Speckle-Modul:
facettierte Schwungscheibe, CAD-Modell (links) und Prototyp (rechts)
Speckle-Modul:
Reluktanzschwinger, CAD-Modell (links) und Prototyp (rechts)
Bildausschnitt
einer laserbeleuchteten Testoberfläche ohne (links)
und mit
Speckle-Reduktion (rechts)
sowie die Auswirkung auf das
Intensitätsprofil entlang einer Bildlinie (Mitte)
Alle Komponenten, die für eine
laserbasierte endoskopische Lichtquelle erforderlich sind, wurden
erfolgreich entwickelt und getestet, so dass sich das Modul in ein
Endoskop einbauen lässt. Wie zu erkennen ist, besteht im distalen
Griffsegment genügend Platz, um die Kameraeinheit zur Bildauswertung
sowie die Ansteuerelektronik für die einzelnen Lichtquellen und das
Speckle-Modul unterzubringen.
Durch den Einbau des Moduls sowohl
in flexible als auch in starre Endoskope mit zum Teil sehr geringen
Schaftdurchmessern lässt sich die Diagnostik erheblich erweitern, da
bisher viele verschiedene angepasste Systeme benötigt werden. Das
gleichzeitig obsolet werdende und damit wegfallende externe
Lichtleitkabel stellt für den Anwender eine enorme ergonomische
Erleichterung dar und trägt durch die ruhigere und präzisere Führung
des Endoskops zu einer Verbesserung der Bildqualität bei.
Veranschaulichter
Aufbau der RGB-Laserlichtquelle in einem Endoskopgriff
Weitere Details über das
entwickelte System und die erzielten Ergebnisse sind in meiner
Dissertation nachzulesen:
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