Die Entwicklung von autonomen Unterwasserfahrzeugen

Dr.-Ing. Romon Chakrabarti


Durch das fortwährende Wachstum der Wirtschaft steigt der Rohstoffverbrauch der Menschheit immer weiter an. Zwangsläufig wird auch im Meer nach neuen Vorkommen gesucht, um die Versorgung mit Metallen, Mineralien und Primärenergieträgern sicherzustellen. Die Exploration von Rohstofffeldern im Meer stellt hohe Anforderungen an die verwendete Technik. Der Druck nimmt mit steigender Tauchtiefe extrem zu, das Seewasser ist korrosiv, und es greift nahezu alle metallischen Materialien an. Hinzu kommen eine niedrige Temperatur, Biofouling, Sedimente, die sich in mechanischen Bauteilen ablagern sowie die Schwierigkeit, eine Kommunikations- und Energieverbindung herzustellen. Trotzdem ist hochauflösendes Kartenmaterial der Meeresböden notwendig, um erfolgreich und wirtschaftlich die Rohstoffe zu fördern.

Schwarzer Raucher am Mittelatlantischen Rücken, ROV Kiel 6000, GEOMAR

Lange Zeit war eine Erforschung der Tiefsee aufgrund mangelnder technischer Geräte nicht möglich. Erst der Einsatz von Verankerungen oder kabelgebundenen Tauchrobotern ermöglichte eine genauere Untersuchung des Meeresbodens. Dabei können beide Systeme nur lokal Messdaten aufnehmen oder Manipulationen durchführen. Aus diesem Grund begannen Wissenschaftler Ende der 1950er-Jahre nach Wegen zu suchen, auch horizontal, entlang einer Strecke, Messgeräte durch das Meer zu bewegen und Daten aufzunehmen. Eine weitere Motivation stellte die Notwendigkeit dar, Messdaten unter Eisschollen zu sammeln. Das Resultat dieser Bestrebungen mündete in der Entwicklung von autonomen Unterwasserfahrzeugen.

Aufnahme der Tiefsee vom Tauchroboter ERNO 2 unseres Projektpartners

Das erste entwickelte Fahrzeug war das Self Propelled Underwater Research Vehicle (SPURV) der University of Washington. Bereits in der ersten Ausbaustufe konnten Tiefen von 3.000 Meter bei einer Einsatzzeit von über fünf Stunden erreicht werden. Das Fahrzeug mit einer Aluminiumhülle wog 480 Kilogramm und ließ sich über eine akustische Verbindung vom Forschungsschiff aus steuern. Mit Hilfe seiner Sensoren für Druck und Temperatur konnte das SPURV selbstständig Isobaren folgen oder zwischen zwei Tiefen sägezahnähnlich hin und her wechseln. Bis in die 1970er-Jahre hinein wurden das Fahrzeug sowie seine fünf Nachfolger bei über 400 verschiedenen Einsätzen genutzt.

Angeregt durch diesen Erfolg startete die Weiterentwicklung der autonomen Fahrzeuge parallel in Frankreich, den USA und der UDSSR. Die ersten beiden russischen Fahrzeuge L1 und L2 wurden Anfang der 1970er-Jahre im Institute of Marine Technology Problems (IMTP) in Wladiwostok konzipiert. Sie waren in der Lage, eine Tauchtiefe von 6.000 Meter zu erreichen. Die erste Testfahrt wurde im Jahr 1980 bei einer Tauchtiefe von 5.930 Metern durchgeführt. Zu dem Zeitpunkt begann bereits die Weiterentwicklung der Fahrzeuge, die im AUV MT-88 mündete. Auch dieses Tauchboot war für eine Tauchtiefe von 6.000 Meter ausgelegt. Angetrieben wurde es von vier Schubdüsen am Heck. Dabei sind die Düsen so angeordnet, dass eine Richtungssteuerung ohne eine Anstellung von Rudern möglich ist. Die Energieversorgung des vier Meter langen und eine Tonne schweren Fahrzeugs bestand aus einer Silber-Zink-Batterie in einer Druckhülle. Zum Abtauchen verwendete es Bleigewichte. Sobald es die angestrebte Tauchtiefe erreichte, wurden einzelne Gewichte abgeworfen, bis sich ein neutraler Trimm einstellte. Zum Auftauchen wurden die restlichen Gewichte gelöst. Neben der wissenschaftlichen Arbeit wurde es auch vom Militär eingesetzt, um gesunkene Atom-U-Boote ausfindig zu machen und zu fotografieren.

Aus demselben Grund entwickelte die US Navy das AUSS (Advanced Unmanned Search System). Das 1983 in Dienst gestellte Fahrzeug war 4,2 Meter lang und wog 1,2 Tonnen. Bei einer Einsatzdauer von zehn Stunden konnte es gesunkene Flugzeuge, U-Boote oder Schiffe aufspüren und mit einer Kamera fotografieren. Wie das MT-88 nutzte es Gewichte zum Ab- und Auftauchen. Eine Besonderheit stellte die verwendete Druckhülle aus faserverstärktem Kunststoff dar. Infolge der Nutzung des sehr leichten Materials lies sich der gesamte Auftrieb durch die Druckhülle generieren. Somit war kein syntaktischer Auftriebsschaum erforderlich.


AUV Epaulard vom IFREMER
Photograph by Rama, Wikimedia Commons, Cc-by-sa-2.0-fr

In Frankreich wurde zeitgleich das AUV L’Epaulard (französisch: Schwertwal) von EAC SA für das IFREMER (Institut français de recherche pour l'exploitation de la mer) entwickelt. Nach der Inbetriebnahme im Jahr 1980 wurde es über einen Zeitraum von elf Jahren eingesetzt. Es wiegt fast drei Tonnen, ist vier Meter lang, zwei Meter hoch und nur einen Meter breit. Die zulässige Tauchtiefe beträgt 6.000 Meter. Eine Besonderheit ist der außerhalb einer Druckhülle liegende, druckkompensierte Bleiakkumulator. Eine der ersten Missionen des AUVs wurde im Jahr 1983 für die US Navy durchgeführt. Hierbei bestand die Aufgabe, das Wrack eines Flugzeugs zu finden und zu fotografieren. Zur Bildgebung waren eine Kamera und ein Blitzlicht im Fahrzeug eingebaut, die zusammen alle drei Sekunden ein Foto aufnahmen. Zum Ab- und Auftauchen verfügte das Fahrzeug über zwei Gewichte. Waren beide Gewichte am Fahrzeug befestigt, tauchte es ab. Nach dem Abwurf eines Gewichts besaß das AUV einen leichten Abtrieb. Bei dem Abwurf des zweiten Gewichts stieg das Fahrzeug wieder auf. Zusätzlich zu den beiden Gewichten war eine Ankerkette befestigt. Über die Länge und das Gewicht der Ankerkette konnte man einstellen, wie weit das Fahrzeug über dem Meeresgrund schwebt. Nach dem Abwurf des ersten Gewichts sank es so lange ab, bis einige Glieder der Ankerkette auf dem Meeresgrund auflagen. Die aufliegenden Kettenglieder erzeugten keinen Abtrieb mehr am Fahrzeug, so dass es einen neutralen Auftrieb aufwies.

Während in der UDSSR durch den einsetzenden Prozess der Perestroika die finanziellen Mittel für weitere Neuerungen knapp wurden, schritt die Entwicklung in mehreren westlichen Staaten weiter voran. In Kanada startete die Firma ISE (International Submarines Engineering Ltd.) die Entwicklung eigener Fahrzeuge für das Militär sowie für industrielle Kunden. Im Jahr 1983 entstand das ARCS (Autonomous and Remote Controlled Submarine). Hierbei handelt es sich um eine offene Prototypenplattform zur Erforschung von neuen AUV-Technologien. Auch heute ist das Fahrzeug noch im Einsatz und wurde unlängst mit einer Aluminium-Sauerstoff-Batterie ausgestattet. Es ist 6,4 Meter lang und 1,3 Tonnen schwer. Der Nachfolger wurde 1992 zusammen mit der US Navy und der Royal Canadian Navy entwickelt. Das AUV Theseus war 10,7 Meter lang und wog 8,6 Tonnen. Eine bedeutende Mission fand im Jahr 1996 statt, als das Fahrzeug in einer 60-stündigen Mission im Einsatz war und unter Eis über eine Länge von 220 Kilometer Glasfaserkabel legte.


AUV AutosubLR vom National Oceanography Centre, Courtesy NOC

Eine weitere AUV-Familie entstand in England beim National Oceanography Centre (NOC) in Southampton. Im Jahr 1988 beschloss das Natural Environment Research Council (NERC) die Entwicklung eines autonomen Unterwasserfahrzeugs anzustoßen und übertrug die Aufgabe dem NOC. Nach einer sehr langen Entwicklungsphase von sieben Jahren und dem Aufbau eines ersten Prototypen wurde im Jahr 1996 das AUV Autosub1 gebaut und bis ins Jahr 2000 genutzt. Die Autosub-Familie gilt heute als eine der modernsten und zuverlässigsten Fahrzeugfamilien. Dabei wird für jeden Anwendungsfall ein entsprechend ausgestattetes AUV verwendet. Beispielsweise ist für die Wassertiefe von 6.000 Meter das Autosub6000 vorhanden. Für geringere Wassertiefen kann auf das Autosub3 zurückgegriffen werden. Für Langzeiteinsätze wird das AutosubLR genutzt. Es ist für eine Tauchtiefe von 6.000 Meter ausgelegt und soll mit einer Batterieladung eine Strecke von 6.000 Kilometer zurücklegen. Bei einer Marschgeschwindigkeit von 0,4 m / s entspricht dies einer Einsatzdauer von knapp sechs Monaten. Um diese Reichweite zu ermöglichen, ist das 3,6 Meter lange und 660 Kilogramm schwere AUV besonders strömungsgünstig aufgebaut und verbraucht sehr wenig Energie. Die Steuerungselektronik besteht aus sparsamen Mikroprozessoren, die zwischen den einzelnen Steuerzyklen in einen Schlafmodus gehen, bei dem der Energieverbrauch minimiert ist.

Heute findet die Weiterentwicklung der AUV-Technik global statt. Fast alle Industriestaaten oder aufstrebenden Wirtschaftsnationen verfügen über eigene Programme, AUVs zu entwickeln oder einzusetzen. Dabei greifen die meisten Anwender allerdings zu Fahrzeugen, die auf ihren Kundenwunsch hin gefertigt werden und passen nur noch die Software und Teile der wissenschaftlichen Ausrüstung an ihre Anforderungen an.

Die aktuellen Marktführer sowohl im wissenschaftlichen als auch im industriellen Bereich sind die Firmen ISE aus Kanada mit ihrer Explorer-Familie, Kongsberg AS aus Schweden mit dem AUV Hugin und die Kongsbergtochter Hydroid Inc. aus den USA mit den Fahrzeugen der REMUS-Familie.

Beispielsweise stammen die beiden aktuellen Fahrzeuge, die vom IFREMER in Frankreich eingesetzt werden, von der Firma ISE und sind Teil der Explorer-Familie. Die AUVs Aster X und Idef X sind 4,5 Meter lang und erreichen eine Tauchtiefe von 3.000 Meter. Die Reichweite der 800 Kilogramm schweren AUVs beträgt 100 Kilometer bei einer Reisegeschwindigkeit von drei Knoten. Um den Umgang mit den Fahrzeugen zu erleichtern und die Einsatzfähigkeit auch bei schlechten Wetterbedingungen zu gewährleisten, wurde eigens ein Ausbring- und Bergesystem für die Fahrzeuge konzipiert. Das Caliste-System besteht aus einem Bergekäfig, der auf der Wasseroberfläche schwimmt und in den das jeweilige AUV eingezogen wird. Anschließend wird der Käfig von einem Arbeitskran an Bord gehoben.

In Deutschland werden für die Forschung Fahrzeuge der Firma ISE oder Hydroid Inc. eingesetzt. Das Forschungszentrum für Marine Umweltwissenschaften (MARUM) der Universität Bremen verwendet ein AUV der Explorer-Familie mit dem Namen AUV MARUM SEAL. Dabei handelt es sich um ein 5,5 Meter langes und 1,3 Tonnen schweres AUV für eine maximale Tauchtiefe von 5.000 Meter. Das Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (GEOMAR) nutzt ein AUV REMUS 6000 mit dem Namen ABYSS. Das Fahrzeug lässt sich für 22 Stunden einsetzen und kann eine Tauchtiefe von 6.000 Meter erreichen. Auch für dieses Fahrzeug ist eine Aussetz- und Bergelösung vorhanden. Diese wird vom Hersteller angeboten und zieht das Fahrzeug am Bug aus dem Wasser direkt in einen an einem Portal befestigten Käfig. Sobald das Portal einschwenkt, wird das AUV auf seiner Ablage abgesetzt.

In Südkorea hat Daewoo Heavy Industries Ltd. mit Unterstützung vom IMTP aus Russland das OKPO 6000 entwickelt. Das torpedoförmige Fahrzeug ist 3,8 Meter lang und 950 Kilogramm schwer und für eine Tauchtiefe von 6.000 Meter ausgelegt. Den Vorschub generieren vier winklig angestellte Schubdüsen am Heck, die auch eine Steuerung des Fahrzeugs ermöglichen. Die Reisegeschwindigkeit beträgt drei Knoten. Nach einem ersten Testlauf, der im Jahr 1996 im Japanischen Meer bei einer Tiefe von 2.300 Meter stattfand, wurde im Jahr 1998 im Pazifischen Ozean ein Tiefseeeinsatz bei 5.000 Meter erfolgreich abgeschlossen.

Denselben Weg ist China bei der Entwicklung der beiden Fahrzeuge CR-01 und CR-02 gegangen. Auch das Sehnyang Institute of Automation of Chinese Academy of Sciences arbeitete eng mit dem IMTP zusammen. Beide Fahrzeuge weisen eine maximale Tauchtiefe von 6.000 Meter auf. Dabei ist die Einsatzzeit des 1997 gebauten und 1,3 Tonnen schweren AUVs CR-01 auf zehn Stunden begrenzt. Das 2001 gefertigte 1,5 Tonnen schwere Fahrzeug CR-02 weist eine maximale Einsatzdauer von 25 Stunden auf. Eingesetzt wurden die Fahrzeuge nicht nur für die üblichen wissenschaftlichen Aufgaben, sondern auch für die Manganknollensuche, von der sich China eine weitere Erschließung von Rohstoffvorkommen erhofft.

Das aktuelle Fahrzeug ist der tauchende Drache (Qianlong I). Auch dieses Fahrzeug erreicht eine maximale Tauchtiefe von 6.000 Meter. Bei einer Länge von fünf Metern ist das AUV 1,5 Tonnen schwer. Die Einsatzdauer des AUVs beträgt über 24 Stunden. Die Entwicklung des tauchenden Drachens begann im Jahr 2010. Nachdem 2012 erste Testfahrten in Seen durchgeführt wurden, konnte das Fahrzeug 2013 zwei erfolgreiche Tauchfahrten im Südchinesischen Meer absolvieren. Die maximale Tauchtiefe, die dabei erreicht wurde, betrug 5.080 Meter. Das Fahrzeug wird eingesetzt, um Karten des Meeresbodens zu erstellen und um Manganknollen zu detektieren.

In Japan begannen die ersten Arbeiten an einem AUV im Jahr 1995. Die Firma Mitsui Engineering and Shipbuilding Co. Ltd. entwickelte das AUV R-One. Dabei handelt es sich um ein acht Meter langes und 4,7 Tonnen schweres Gefährt für Oberflächenfahrten. Angetrieben wird es von einem Dieselmotor mit geschlossenem Kreislauf. Der Antrieb beschränkt die Einsatztiefe auf 400 Meter. Der Nachfolger, das AUV R2D4, welches 2001 gebaut wurde, stellte dann erstmals ein AUV für die Tiefsee dar. Mit einer erlaubten Tauchtiefe von 4.000 Meter, einer Länge von 4,4 Meter und einem Gewicht von 1,6 Tonnen, kann es bei einer Geschwindigkeit von drei Knoten eine Strecke von 60 Kilometer zurücklegen.

Im Jahr 2000 begann die Japan Agency for Marine-Earth Science and Technology (JAMSTEC) zusammen mit der Firma Mitsubishi Heavy Industry Ltd. das mondfischförmige AUV MR-X1 zu konzipieren. Das 2003 fertiggestellte Fahrzeug mit einer Länge von 2,5 Meter und einem Gewicht von 800 Kilogramm verfügt über einen Manipulator, um Arbeiten am Meeresgrund durchzuführen. Die maximale Tauchtiefe des MR-X1 beträgt 4.200 Meter. Bei einer Reisegeschwindigkeit von zwei Knoten ist die Einsatzdauer auf 15 Stunden begrenzt.

Die beiden aktuellen Fahrzeuge der JAMSTEC sind das „working AUV“ Otohime und das „cruising AUV“ Jinbei. Die Planungen zum Otohime begannen im Jahr 2010. Es ist 2,6 Meter lang, 850 Kilogramm schwer und erreicht bei einer Geschwindigkeit von 1,5 Knoten eine maximale Tauchtiefe von 3.000 Meter. Die Einsatzzeit ist durch den druckkompensierten Lithium-Ionen-Akkumulator auf sechs Stunden limitiert. Auch hier befindet sich an der Fahrzeugfront ein Greifarm, mit dessen Hilfe Proben genommen werden können.

Das ebenfalls 2010 entwickelte AUV Jinbei ist drei Meter lang und wiegt zwei Tonnen. Mit einer maximalen Tauchtiefe von 3.000 Meter lässt sich bei einer Reisegeschwindigkeit von zwei Knoten eine Einsatzdauer von zehn Stunden erreichen. Die ersten Testfahrten fanden im Jahr 2012 statt. Dabei wurde zur Sicherheit noch eine Glasfaserverbindung genutzt und eine Tauchtiefe von 1.050 Meter erreicht.

In Deutschland werden neben den von ausländischen Firmen gebauten Fahrzeugen auch eigene Entwicklungen im Bereich der autonomen Unterwasserfahrzeuge vorangetrieben. Im industriellen Sektor sind die Firmen ATLAS Elektronik und Diehl BGT Defence tätig. Die entwickelten AUVs können in militärischen Bereichen wie Seekampfmittelbeseitigung, U-Boot Bekämpfung oder Überwachung und Aufklärung eingesetzt werden. Auf dem Feld der zivilen Forschung entstand in Zusammenarbeit von fünf Fraunhofer-Instituten das Projekt TieTek (Technologiekonzept für Tiefseeinspektion und Exploration), bei dem es um den Bau eines druckneutralen Fahrzeugs ging. Schwerpunkt der Arbeiten war dabei die Entwicklung der Steuerungs- und Führungssoftware.

Am Fachgebiet Mikrotechnik der Technischen Universität Berlin begann bereits 2006 ein Projekt zur Entwicklung eines Unterwasserfahrzeugs. Im Verbundprojekt „Druckneutrale Systeme“ wurde das weltweit erste druckneutrale Tauchboot, die DNS Pegel, aufgebaut. Die Verwendung der neuartigen druckneutralen Bauweise, bei der auf kostenintensive Druckhüllen verzichtet wird, ermöglicht es, ein kostengünstiges Fahrzeug für beliebige Tauchtiefen aufzubauen. Der Prüfdruck, für den dieses Fahrzeug und seine Komponenten ausgelegt wurden, liegt bei 600 bar, was einer Tauchtiefe von ungefähr 6.000 Metern entspricht.  

DNS Pegel, Fachgebiet Mikrotechnik der Technischen Universität Berlin

Neben der druckneutralen Bauweise betrat man auch in den Bereichen Antrieb und Querstrahlsteuer Neuland. Der Ringpropeller, der von einer Düse umgeben wird, besitzt in Verbindung mit der strömungsgünstigen Form einen hohen Wirkungsgrad. Die Querstrahlsteuer ermöglichen eine Querbewegung des Fahrzeugs ohne Einsatz der Ruderanlage oder des Hauptantriebs. Dabei weisen sie, verglichen mit konventionellen Quersteuern, einen kleineren Strömungswiderstand auf. Die Schubleistung ist trotz des verringerten Bauraums vergleichbar mit einem Tunnelquersteuer.


DNS Pegel an Bord eines Forschungsschiffs

Bei insgesamt neun Forschungsfahrten auf der Ostsee konnte die Eignung der druckneutralen Technik für ein autonomes Unterwasserfahrzeug nachgewiesen werden. Im Nachfolgeprojekt „Druckneutrale Systeme für die Tiefsee“ galt es, diesen Erfolg mit einem weiteren Fahrzeug zu wiederholen und erstmals im Atlantischen Ozean Testfahrten durchzuführen. Das AUV PreToS ist wesentlich größer und schwerer als die DNS Pegel und weist in seiner Form eine weitere Besonderheit auf. Um den Strömungswiderstand noch weiter zu senken und damit die Einsatzzeit zu erhöhen, ist die äußere Form der PreToS Pinguinen nachempfunden. Diese besonders strömungsgünstige Form senkt den Widerstand bei der Reisegeschwindigkeit um fast zehn Prozent gegenüber der Laminarspindelform der DNS Pegel. 


AUV PreToS während der Wartung auf einem Forschungsschiff

Die Struktur der Fahrzeuge ist durch einen Titanrahmen vorgegeben, der an die Fahrzeugbelastungen angepasst ist. An dem Titanrahmen werden die auftriebserzeugenden syntaktischen Schaumkörper sowie alle Einbaukomponenten befestigt. Die äußere Form bildet eine ABS-Hülle. Eine Weiterentwicklung zum Vorgängerfahrzeug fand weiterhin bei der Aufteilung des Auftriebsmaterials statt. Während beim DNS Pegel die auftriebserzeugenden Körper gleichmäßig über das Fahrzeug verteilt sind, findet beim AUV PreToS eine Kumulierung in der oberen Hälfte statt. Dies stabilisiert die Lage des Fahrzeugs im Wasser und vermindert eine Rollbewegung. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal der Fahrzeuge betrifft den Hauptantrieb. Um eine induzierte Drehung des Fahrzeugs zu vermeiden, wurden beim AUV PreToS zwei kontarotierende Hauptantriebe direkt hintereinander eingebaut. Der induzierte Drall des ersten Motors wird durch den zweiten wieder aufgehoben. 


Aufbau des AUVs PreToS

Das AUV PreToS konnte seine Eignung in der Ostsee sowie im Atlantischen Ozean nachweisen. Durch seine hochdynamische Form ist es ein sehr schnelles und wendiges Fahrzeug, das aufgrund der druckneutralen Technik für sehr große Tauchtiefen geeignet ist. Die offene Bauweise unterstützt dabei gleichzeitig einen schnellen Zugang zu den Einbaukomponenten und somit eine schnelle Wartung und Anpassung auf verschiedene Missionen. Insgesamt betrachtet stellt das Fahrzeug den nächsten Evolutionsschritt bei der Entwicklung von autonomen Unterwasserfahrzeugen dar.


AUV PreToS während einer Testfahrt im Atlantischen Ozean


DNS Pegel mit aktiviertem Hauptantrieb während einer Testfahrt in der Ostsee


Forschungsschiffs Elisabeth Mann Borgese auf der Ostsee,
Fotoaufnahme aus der Sicht des gerade aufgetauchten AUVs PreToS


Erprobung des AUVs PreToS mit dem dafür entwickelten
Ausbring- und Bergesystem im Atlantischen Ozean

Die Darstellung der Entwicklung ausgewählter AUVs macht deutlich, dass mittlerweile weltweit AUVs entstehen. Immer mehr Staaten beginnen mit einem eigenen Forschungsprogramm, um lokal Entwicklungspotenziale auszuschöpfen und zu fördern. In diesem Kurzbericht wurden nur AUVs für den Tiefwasserbereich dargestellt. Wenn AUVs aus dem Flachwasserbereich miteinbezogen werden, erweitert sich die Liste um eine Vielzahl an Ländern und Forschungsinstituten, die auf diesem Gebiet tätig sind. Insgesamt wird erwartet, dass der AUV-Markt zwischen 2014 bis 2018 um 48 Prozent wachsen wird.


AUV PreToS im Atlantischen Ozean

Die aufregende Entwicklung der AUVs und weitere, technische Themen sind ausführlich in meiner Dissertation beschrieben:

Abhandlungen über den Aufbau, den Nutzen und den Betrieb
autonomer Unterwasserfahrzeuge 

die im Rahmen des Forschungsprojekts „Druckneutrale Systeme für die Tiefsee“ entstanden ist. 

Mein Dank gebührt Herrn Prof. Dr. rer. nat. Heinz Lehr für die Möglichkeit, an diesem einzigartigen Projekt mitzuarbeiten und mit den gewonnenen Resultaten zu promovieren.

Recht herzlich danken möchte ich meinen Kollegen Dr. Johannes Gelze, Dr. David Mischnick, Dr. Eugen Olenew, Dr. Oliver Preradovic und Dr. Tino Schmidt für die kollegiale Zusammenarbeit.


Projektpartner im Forschungsverbund „Druckneutrale Systeme für die Tiefsee“ waren:

ENITECH Energietechnik Elektronik GmbH, Bentwisch / Rostock

EvoLogics GmbH, Berlin

Fachgebiet Mikrotechnik der Technischen Universität Berlin

Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie / Projektträger Jülich sei für die finanzielle Förderung dieses Projekts gedankt.


Förderkatalog: foerderportal.bund.de

Förderkennzeichen: 03SX276A