Führungssystem für minimal-invasive Verfahren
Dr.-Ing. Stefan Oginski
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Eine mechanische Endoskophalterung kann die Aufgaben des
menschlichen Kamera- Assistenten übernehmen, wenn sie eine
bedarfsgerechte, flexible und arretierbare Endoskoppositionierung
ermöglicht sowie auch die Variation der Blickrichtung zulässt.
Speziell zur Instrumentenhalterung sind am Markt eine Reihe
kompakter Systeme erhältlich, die sich grundsätzlich in
mobile und tischbefestigte Vorrichtungen unterteilen lassen. Die dort
eingesetzten Arretierungsmechanismen gehen von mechanischen über
pneumatische und elektrische bis hin zu hydraulischen Varianten.
Vergleichbare Halterungssysteme werden von vielen Herstellern
angeboten. Deckenhalterungssysteme sind jedoch, trotz zahlreicher
Patente, kaum kommerziell erhältlich.
Da mobile und tischbefestigte Systeme den Bewegungsraum des
Chirurgen um den OP-Tisch einschränken sowie weiterhin durch
Versorgungsleitungen Behinderungen auftreten, wurde am Fachgebiet
Mikrotechnik der Ansatz verfolgt, eine Deckenhalterung für
Endoskope zu konzipieren.
Das im Körper manövrierbare Endoskop ist
extrakorporal an einem Haltearm befestigt, welcher die Raumrichtung
vorgibt. Der Arm besteht aus mehreren Segmenten, die über drehbare
Gelenke miteinander verbunden sind. Jedoch sind die Gelenke nur
während der Betätigung eines Bedienelements beweglich und
bleiben ansonsten fixiert. Sie basieren auf Federdruckbremsen, die sich
pneumatisch über elektrisch schaltbare Ventile lösen lassen.
Als Druckluftquelle dient das in Krankenhäusern üblicherweise
vorhandene 6 bar-Netz. In den Gelenken sind
Drehdurchführungen für die Druckluftleitungen und
Schleifringe für die elektrischen Leitungen integriert, so dass
sich die Gelenke frei, ohne störenden Endanschlag, drehen lassen.
Der gesamte Haltearm lässt sich motorgesteuert über ein
längs zum OP-Tisch an der Decke verlaufendes Schienensystem
verfahren und daher bei Nichtgebrauch unkompliziert aus dem
unmittelbaren Operationsfeld entfernen. Im Zusammenspiel
ermöglichen es diese Verstelleinheiten dem operierenden Arzt, die
gesamte Halterung je nach Bedarf mit geringem Aufwand innerhalb oder
außerhalb der „Patientenwolke“ zu platzieren.
Die Feineinstellung der Endoskopposition erfolgt über den
unteren Teil des Haltearms. Dieser ist analog zum oberen Teil aus
gelenkig verbundenen Segmenten aufgebaut, welche ebenfalls bei
Betätigung eines Bedienelements beweglich sind. Dieses ist am
distalen Ende angebracht und von dem Bedienelement des oberen Armteils
unabhängig.
Weiterhin ist ein Drehaktor in der Haltevorrichtung
integriert, mit dem sich der Endoskopschaft motorisch drehen lässt und
somit die gewünschte Variation der Blickrichtung bei
Seitenblickendoskopen ermöglicht wird.
Das Zusammenwirken von Vor- und Feinpositionierung bietet
maximale Mobilität bei gleichzeitiger Präzision. Wird keines
der Bedienelemente aktiviert, ist das Endoskop zuverlässig in
seiner Lage fixiert. Gegenüber mobilen Halterungssystemen, die in
der Regel über ein Fahrgestell mit den Abmaßen eines
Beistelltischs verfügen, bietet die deckenseitige Befestigung
für das OP-Personal volle Bewegungsfreiheit. Durch die
große Mobilität und den minimalen Positionieraufwand der
Deckenhalterung ergeben sich auch im Vergleich zu Haltevorrichtungen,
die an den Profilen des OP-Tischs montiert sind, erhebliche Vorteile
des hier vorgestellten Haltesystems. Die Führung der
Instrumentenkabel und -schläuche lässt sich einfach
über die Decke gestalten, wodurch sich Stolperfallen vermeiden
lassen und der Reinigungsbedarf reduziert wird.
Wesentliche Bestandteile der Entwicklung:
• Untersuchung zu unterschiedlichen Gelenktypen und deren Ansteuerung
• Materialuntersuchungen für den Gesamtaufbau
• Entwicklung der Schnittstelle steril / unsteril
• Integration des Endoskops in die Haltevorrichtung
• Aufbau des Endoskop-Haltesystems
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Großes Interesse am Endoskophaltearm zeigten die Fachbesucher während der
MEDICA 2010, der größten Medizintechnik-Messe der Welt
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Projektförderung
Endoguide ist ein Teilprojekt der Innovationsallianz Virtuelle
Techniken, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung /
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt mit einem Gesamtvolumen von über 6
Millionen Euro.
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Projektförderung
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